Stellenanzeigen und bekommen oft nicht mal eine Antwort? Wir leben in einer Welt von Spezialisten und Unternehmen wünschen sich häufig fälschlicherweise Kandidaten, die schon genau das getan haben, was sie ausschreiben. Wenn Sie mit Ihrem Lebenslauf nicht schnell überzeugen, so sind Sie unter Umständen schon auf dem Absagestapel. Der Personalberater Jörg Stegemann gibt hier fünf Tipps, um Ihren Erfolg bei Bewerbungen zu erhöhen:

Bewerben Sie sich nur, wenn Sie mindestens 70 Prozent der fachlichen Anforderungen erfüllen:

Dies ist mein Erfahrungswert und er gibt Ihnen zum einen die Sicherheit, erfolgreich zu sein und stellt zudem sicher, dass Sie nicht bereits nach sechs Monaten etwas Neues suchen, weil Sie sich langweilen. Dieser oder ein ähnlicher Wert wird für den Empfänger Ihrer Bewerbung ein Auswahlkriterium sein und sind zudem Teil Ihres persönlichen Risikomanagements. Sie möchten schließlich erfolgreich sein, Karriere machen und bald befördert werden, oder?

Bewerben Sie sich nur, wenn Sie 99 Prozent der KO-Kriterien erfüllen:

Wenn in der Stellenanzeige steht, dass Bewerber „fließend Isländisch“ sprechen können müssen, dann können Sie den Job nur machen, wenn Sie fließend Isländisch sprechen. Bewerben Sie sich allenfalls, wenn Sie „sehr gut“ Isländisch sprechen, aber nicht, wenn Sie nur Grundkenntnisse haben. Ich teste übrigens alle angegeben Sprachen – und in 80 Prozent der Fälle korrigiere ich, was auf dem Lebenslauf steht. Seien Sie darauf vorbereitet, dass generell alles, was Sie schreiben, geprüft werden wird.

Bewerben Sie sich nicht, wenn Sie über- oder unterqualifiziert sind:

Wenn im Stellenangebot „5 Jahre Erfahrung“ gefordert werden, so macht es keinen Sinn, sich zu bewerben, wenn Sie nur 2 Jahre Erfahrung haben. Oder aber wenn Sie schon 12 Jahre Erfahrung mitbringen. Im ersten Fall sind Sie den Anforderungen nicht gewachsen, im zweiten könnten Sie verzweifelt erscheinen und es ist weder gut für Ihre Moral noch für Ihren Lebenslauf, in den Punkten Verantwortung, Titel und Gehalt runterzugehen. Und in beiden Fällen werden Sie ohnehin nicht eingestellt werden, da Sie das interne Gleichgewicht durcheinanderbringen würden.

Bewerben Sie sich nur, wenn Sie in der Nähe sind:

Ich erhalte häufig Bewerbungen von Kandidaten aus Indien, die in Paris arbeiten möchten. Diese Bewerbungen können nicht erste Priorität für mich haben, da sie weder morgen um 18 Uhr bei mir im Büro sein noch am Montag wiederkommen können. Auch, wenn Sie in Zürich leben und sich in Hamburg bewerben, sollten Sie einen verdammt guten Grund haben, warum es ausgerechnet Hamburg sein soll. Ich höre von solchen Bewerbern oft „ich bin mobil“, aber später dann wirklich umzuziehen, da hängt sehr viel dran: Familie, Freunde, Netzwerk, Sprache und, wenn‘s ins Ausland gehen soll, auch rechtliche Regelungen wie Arbeitsgenehmigung oder Versicherungen.

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl:

Bewerben Sie sich nur, wenn Sie den Job und die Firma mögen und sich vorstellen können, hier 40 bis 50 Stunden pro Woche zu verbringen. Es gibt mehr Kandidaten als man denkt, die sich auf Jobs bewerben, die sie eigentlich gar nicht haben möchten. Ich verstehe nicht warum… Wenn das von Ihnen jemand versteht, bitte Info an mich (außer, wenn eine Quote des Arbeitslosenamts erfüllt werden muss…).

Zusammenfassung:

Unsere Zeit wird immer knapper und wir alle müssen unsere Zeit sorgsam managen – Sie und wir. Erhoffen Sie sich nicht, in ein erstes Gespräch eingeladen zu werden und uns durch Ihre tolle Persönlichkeit und Ihr Potential zu überzeugen, wenn Sie die Kriterien an den Job nicht erfüllen. Wenn die Annonce aber für Sie wie maßgeschneidert ist, teilen Sie dies klar In Ihrer Bewerbung mit, melden Sie sich schnell und wir freuen uns, Sie bald kennenzulernen!


Über den Autor: Jörg Stegemann arbeitet seit 2001 in der spezialisierten Personaldienstleistung und -beratung und war in dieser Zeit für drei große Unternehmensgruppen tätig, seit 2007 europaweit. In seiner Karriere hat er mehrere hundert Menschen in neue Anstellungen vermittelt und tausende von Kandidaten von Einstiegs- bis Geschäftsführungslevel beraten. Jörg Stegemann bloggt auf My Job Thoughts | Career advice from a Headhunter Bildquelle:  © Picture-Factory – Fotolia.com

1 Kommentar

  1. Lt. Arbeitsagentur muß man sich bundesweit bewerben. Lt. Sachbearbeiter auch in Bundesländern, deren Erwerbslosenquote höher sist, als im eigenen. Eben darum erhalten viele Unternehmen Bewerbungen von Menschen, die erst einmal umziehen müssten. Natürlich ist dieses vollkommen sinnlos. Das weiß der Personalverantwortliche, das weiß der Bewerber. Nur dem Sachbearbeiter ist das herzlich egal.

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