Nicht jeder ist zum Klappern gemacht
„Klappern gehört zum Handwerk.“ Diesen Spruch kennt man und er stimmt auch: Denn nur wer in Beruf wahrgenommen wird, bekommt auch die verdiente Aufmerksamkeit und Anerkennung: die richtigen Leute bemerken das Geleistete, es werden neue Aufgaben zugetraut und man bekommt mehr Geld. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn nicht jeder ist zum Klappern gemacht. Eher introvertierte, leise Menschen tun sich jedenfalls schwer damit. Sie wenden viel ihrer Aufmerksamkeit und Energie auf sich selbst und ihr Innenleben. Sie denken viel über sich und die Welt nach und durchdenken ihre Vorschläge lieber drei Mal, bevor sie diese über die Lippen bringen. Außerdem haben sie schon oft erlebt, dass sie und ihre Qualitäten übersehen werden. Zu oft haben sie erfahren, dass ihre Eigenschaften nicht wirklich gefragt sind. Fast hat es den Anschein, dass in unserer Gesellschaft nur „Rampensäue“ erfolgreich sein können.
Sichtbarkeit ist eine innere Einstellung
Dabei kann auch eine leise Präsenz sehr intensiv sein, und hat rein gar nichts mit der Lautstärke zu tun. Es geht vielmehr darum, sich aus der Tarnung zu trauen und sichtbar zu machen. Sich sichtbar machen bedeutet „nachweisen, zeigen, demonstrieren, herausstellen, enthüllen, an die Oberfläche bringen, zur Ansicht freigeben, offenlegen“. Sichtbarkeit ist also keine Ansammlung von Marketingtricks, sondern Ihre innere Einstellung zu Ihnen selbst, die Ihnen die Erlaubnis gibt, das Vorhandene offenzulegen und Ihrem Umfeld zu zeigen. Mit diesen Tipps kommen Sie endlich aus der Tarnung und zeigen in Meetings, was Sie drauf haben:
Übernehmen Sie Verantwortung
Es geht hier nicht nur darum, dass Sie sich selbst aus der Tarnung begeben, sondern letztlich bereichern Sie das Ganze. Das heißt, indem Sie sich aktiv in Meetings beteiligen, sorgen Sie nicht nur dafür, dass man Sie und Ihre Kompetenzen wahrnimmt, sondern Sie sorgen auch dafür, dass die Projekte von einer zusätzlichen, nämlich Ihrer Perspektive beleuchtet werden. Somit dienen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch dem Unternehmen, dem Team und der Sache.
Bleiben Sie wertschätzend
Wenn Sie sich dafür entscheiden, ganz aktiv etwas beizutragen, dann kann es schnell passieren, dass man in die innere Haltung: „Ich muss hier die Sache in die Hand nehmen und zeige Euch Schaumschlägern mal, wie es besser geht.“ reinrutscht. Doch darin liegt die Gefahr, als Besserwisser oder Oberlehrer aufzutreten. Denken Sie daran, jeder trägt das dazu bei, was und wie er es beitragen kann. Werfen Sie Ihre Kompetenz in die Waagschale, ohne daraus einen Wettbewerb zu machen.
Lernen Sie in Konzepten zu denken
Überlegen Sie bereits in der Vorbereitung auf das Meeting, was Sie dazu zu sagen haben. Machen Sie es schriftlich. Packen und verdichten Sie Ihre Gedanken in die Form eines Konzeptes. Auch wenn Ihr Vorschlag nicht angenommen wird, gewöhnen Sie sich diese auf die Kernaussage konzentrierte Art des Denkens nach und nach an und wenn andere sich noch die Köpfe heiß reden, können Sie sofort ein fertiges Konzept aus dem Hut zaubern.
Suchen Sie Ihren eigenen Sichtbarkeits-Weg
Wenn es Ihnen nicht liegt, vor versammelter Mannschaft zu sprechen, dann überlegen Sie, wen Sie bereits im Vorwege einbeziehen könnten, vielleicht Ihren Chef oder einen Kollegen, der währen der Sitzung Sie darum bittet, Ihr Konzept vorzustellen. Dann sind Sie einerseits gut vorbereitet und müssen nicht ad hoc Ihre Gedanken zusammenfassen. Und Sie müssen sich auch nicht selbst darum bemühen, zu Wort zu kommen.
Seien Sie präsent
Präsenz bedeutet, ganz da zu sein mit der Aufmerksamkeit. Wenn Sie abschalten und währen des Meetings in Ihren Innenwelten unterwegs sind, dann bekommen Sie einerseits nicht wirklich mit, was passiert und versäumen so wichtige Details. Andererseits sieht man Ihnen dieses Desinneresse natürlich an, da können Sie noch so ein aufmerksames Gesicht aufsetzen. Und wer nicht wirklich da ist, wird dementsprechend auch nicht wahrgenommen. Wollen Sie aufrichtige Aufmerksamkeit und Respekt für sich, dann fangen Sie damit auch bei den anderen an.
Lernen Sie von anderen
Nutzen Sie stattdessen die Meetings, um zu beobachten und zu lernen. Gewöhnen Sie sich eine neugierige Haltung an: Es gibt immer etwas Spannendes zu beobachten, ob das die Mimik und Körpersprache anderer oder die Beziehungsspiele, die in so einem Meeting ablaufen. Das schult Ihr Auge für strategische Kommunikation. Und wenn Sie ganz bei der Sache sind, werden Sie feststellen, dass nicht nur die Selbstdarsteller aktiv sind. Es gibt auch andere Kollegen, die einen Mittelweg gefunden haben und sichtbar sind, ohne sich selbst zu beweihräuchern. Von ihnen können Sie wirklich lernen.
Über die Autorin: Natalie Schnack ist Mitglied des Netzwerks Karriereexperten.com, das Berater- und Coachingnetzwerk rund um Beruf, Job und Karriere. Sie nennt sich Sichtbarkeits-Coach und berät Selbstständige und Angestellte darin, aus der Tarnung heraus zu kommen und der Welt zu zeigen, was in ihnen steckt. Zuvor war die Diplom-Wirtschaftsingenieurin (FH) mehr als zehn Jahre in einem der größten Medienunternehmen Europas tätig, zuletzt als Projektleiterin Kundenorientierung. Ihre Karriere ist alles andere als selbstverständlich: Geboren in Kasachstan musste sie als Kind deutscher Aussiedler klein anfangen und sich ihren Weg bahnen. Interessierte können sie bei Facebook, Twitter oder auf ihrem Blog treffen: www.natalieschnack.de. Buchtipp: „Leise überzeugen – Mehr Präsenz für Introvertierte“ von Natalie Schnack erscheint am 26.02.1014 im humboldt Verlag, ISBN 978-3-86910-500-0, und kostet EUR 19,99. Die Autorin hilft mit ihrem Buch „leisen Menschen“ praxisnah und alltagstauglich, mehr Sichtbarkeit zu finden – ohne sich verstellen zu müssen.
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