Absolventen eines Orchideen-Studienganges fallen aus dem Rahmen
Wer hingegen einen Abschluss als Space Master oder in Albanologie vorweisen kann, wird mit seiner Bewerbung mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregen. Diese Studiengänge gibt es tatsächlich. Sie zählen zu den sogenannten Orchideenfächern, obwohl Botanik nicht auf dem Lehrplan steht. Sie heißen deshalb so, weil sie vor allem in finanzieller Hinsicht recht aufwendig sind und auf den ersten Blick wenig Nutzen versprechen. Meist erreichen sie einen hohen Spezialisierungsgrad und bieten aufgrund der geringen Studentenanzahl Betreuungsrelationen, von denen BWLer in ihren überfüllten Hörsälen nur träumen können. Daher stehen diese Fächer häufig in der Kritik, wirtschaftlich unrentabel zu sein. Auch Weltfremdheit, mangelnden gesellschaftlichen Nutzen und fehlende Berufsperspektiven werden dem Orchideenfach in der Regel unterstellt. Völlig zu Unrecht, wie die folgenden Beispiele aus der Kölnischen Rundschau zeigen:
Space Master
Dabei handelt es sich keineswegs um eine Rolle in der neuen Star-Wars-Episode. Auf dem Stundenplan stehen neben Planetologie auch Robotik und Sensorik sowie Raumschiff-Bau. Zwei Jahre dauert der Studiengang an der Universität Würzburg. Während die rund 50 Studenten das erste Semester dort verbringen, reisen sie für das zweite an den Space Campus ins schwedische Kiruma. Im zweiten Jahr stehen sechs Universitäten in Europa und vier in Asien und Amerika zur Vertiefung zur Auswahl. Wer das Studium erfolgreich abschließt, führt den Titel Space Master. Der hört sich toll an und bietet Jobperspektiven in der Weltraumforschung, der Raumfahrttechnik und auch in der Automobilindustrie.
Albanologie
Die Ludwig-Maximilians-Universität in München bietet als einzige Hochschule in Westeuropa den Studiengang Albanologie an. So exotisch das Land, so außergewöhnlich ist auch das Studienfach. Hier lernen Studenten alles über Sprache, Kultur, Geschichte und Literatur des Volkes. 15 bis 20 Erstsemester pro Jahr entscheiden sich für den Bachelor, der ein Teilgebiet der Allgemeinen und indogermanischen Sprachwissenschaft ist. Absolventen sollen sowohl im sozialen als auch im politischen Bereich arbeiten können.
Schmuck
Obwohl der Name dieses ungewöhnlichen Studiengangs zunächst recht schmucklos klingt, trifft er doch den Kern der Sache. Das Schmuckstudium in der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle basiert auf individueller Atelierarbeit mit regelmäßigen Einzel- und Gruppensitzungen. Vorher haben die Studenten im Hörsaal alles über die kunsthistorischen Grundlagen gelernt. In der Schmuckklasse studieren bis zu zwanzig Studentinnen und Studenten. Als Einstieg in das Studium wird im ersten Jahr eine Aufgabe gestellt, die jeder auf seine Art zu lösen hat, um daraus ein eigenes Untersuchungsfeld zu entwickeln. Zehn Semester dauert die Ausbildung zum Diplom-Schmuckkünstler. Nach dem Studium sind die Absolventen meist selbständig und arbeiten in ihrem eigenen Atelier.
Alte Welt
Wer sich nicht nur auf ein Fach begrenzen will, kann auch eine ganze Welt studieren. Der Bachelor Alter Welt wird an der Universität Würzburg angeboten – gelehrt werden mehrere altertümliche Wissenschaften. In diesem interdisziplinären Studienfach steht die Vermittlung fachübergreifender, breiter Grundkenntnisse über die Antike in Europa und im Vorderen Orient im Vordergrund. Die Studenten bekommen einen Einblick in die Archäologie, Philologie und Geschichte der Antike und können außerdem exotische Sprachen lernen, wie Bengali, Sanskrit oder Hindi. Jobaussichten bestehen für Absolventen im Museum oder an der Universität.
Cultural Landscapes
Sie reisen gerne? Dann machen Sie Ihr Hobby doch zu Studiengang. Zum Wintersemester 2014/15 startet an der Universität Würzburg der neue Masterstudiengang Cultural Landscapes. Schwerpunkt ist der transatlantische Vergleich von Landschaften, die der Mensch nach seinen Bedürfnissen kulturell geformt hat. Konkret betrachtet werden Entstehung, Ausbau und weitere Entwicklung der Kulturlandschaften Ohio und Franken. Als Referenzregion soll die Toskana dienen. Die Studenten lernen an den Universitäten in Würzburg, Florenz und Kent in Ohio und haben später gute Chancen auf einen Job in der Tourismusbranche.
Quellen: http://www.rundschau-online.de/karriere/orchideenfaecher-ungewoehnliche-studiengaenge-in-deutschland,21117600,28947818.html, www.burg-halle.de/kunst/plastik/schmuck/studium.html, www.albanologie.uni-muenchen.de, www.uni-wuerzburg.de
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