Arbeitsmarkt 2013: Verstärkter Wettbewerb und Fachkräftemangel
„Widersprüchliche Entwicklungen sind zu erwarten“, meint Bildungsexperte Lars Hahn von der LVQ GmbH in Mülheim an der Ruhr. Zum einen werden immer mehr Absolventen des zwölfjährigen Abiturjahrganges im Arbeitsmarkt ankommen. Überfüllte Hochschulen und Gedränge bei den Ausbildungsplätzen werden in den nächsten Jahren die Folge sein. „Statt von Arbeitgebern in Zeiten des Fachkräftemangels umgarnt zu werden, könnte eine ganze Generation von Schulabgängern erst einmal verstärkten Wettbewerb und Leistungsdruck erwarten“, so Hahn weiter. „Das Thema Burnout wird 2013 in den HR-Abteilungen ankommen, ebenso der zunehmende Fachkräfteengpass“, meint der Karriereberater und Buchautor Christoph Burger „Konkret werden flexible Arbeitsmodelle, Mitarbeiterbindung und Unternehmenskultur präsente Themen sein“, so Christoph Burger weiter. Zum anderen rückt die sogenannte Fachkräftereserve verstärkt in den Fokus von Arbeitgebern und wird auch von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Arbeitsagenturen umworben. Davon profitieren qualifizierte Kräfte nach der Elternzeit, gut ausgebildete Menschen mit Migrationshintergrund oder ältere Fach- und Führungskräfte, wenn sie ihr Wissen aktuell gehalten haben. „Oft wird in diesen Fällen jedoch Karriereberatung und Weiterbildung für eine Neupositionierung nötig sein. Vielfältige Förderprogramme für diese Gruppen stehen zur Verfügung“, sagt Lars Hahn. Doch nicht alle können gefördert werden. So lautet das abschließende Fazit von Christoph Burger zum Arbeitsmarkt 2013: „Forderungen, die die Generation Y stellt und die Förderung dieser begehrten Fachkräfte durch die HR-Abteilungen werden sich ergänzen. Zurück bleiben die schlecht Qualifizierten.“
Eigene Sichtbarkeit stärken
Gründungsberaterin und Trainerin Natalie Schnack meint: „Die eigene Sichtbarkeit wird im nächsten Jahr an Bedeutung gewinnen.“ Sie geht davon aus, dass trotz des Fachkräftemangels im technischen Bereich, die Arbeitsmarktlage im Dienstleistungsbereich sich wieder verschlechtern wird. „Gerade im kreativen und journalistischen Bereich stehen auch weiterhin große Marktumwälzungen an“, so Schnack. Im nächsten Jahr sollten sich gerade Angestellte aktiv mit der eigenen Positionierung beschäftigen. Natalie Schnack meint weiter: „Die besondere Kombination aus Erfahrungen und Kenntnissen machen den Unterschied in der Masse der Mitbewerber und helfen dabei, sich unentbehrlich zu machen.“
Weiterbildung durch Online-Kurse
Mit dem Projekt Udacity ging erstmals eine private Online-Akademie an den Start, die kostenlos Kurse auf Universitätsniveau bietet. Das zeigt, wohin die Reise geht: Lernen „on demand“, überall auf der Welt und natürlich auf Englisch. Wozu braucht es da noch ein Universitätsdiplom? „Wissen veraltet immer schneller, ein Studium kann nur noch absolute Grundlagen vermitteln, Online-Kurse und kleine serielle Lerneinheiten sind hier die Lösung“, so Karriereexpertin Svenja Hofert, die gerade das Portal KEXPA.de für Selberlerner im Karrierebereich gegründet hat. Auch immer mehr Zertifikate würden online angeboten werden, methodische Kenntnisse immer wichtiger. „Leider stehen in Deutschland kreativen Gründern im Bildungssektor institutionelle Hürden wie die Zentralstelle für Fernunterricht im Weg. Im Ausland ist man da offener“, resümiert Svenja Hofert.
Assessment Center häufiger auch in kleineren Unternehmen
„Immer mehr Unternehmen distanzieren sich von der Bezeichnung Assessment Center und kreieren eigene Arbeitstitel wie Potenzialvalidierung, Quality Gate oder Karriereworkshop“, sagt der Experte für Assessment Center Johannes Stärk. Allerdings sei nur die „Verpackung“ neu. In fast allen Großunternehmen sind Assessment Center bei der Führungskräfteauswahl obligatorisch, 27 der DAX30-Unternehmen setzen sie ein. Diese Entwicklung erfasst jetzt auch die etwas kleineren Firmen, in Unternehmen unter 1000 Mitarbeitern kam das Instrument bisher weniger zum Einsatz, was sich aber gerade ändert. Auch der öffentliche Dienst wird häufiger Assessment Center zur Bewerberauswahl nutzen, besonders für Nachwuchsführungskräfte. „Module wie Präsentation, Rollenspiele, Interview und Fallstudie nehmen zu und finden sich in nahezu jedem Assessment Center“, weiß Johannes Stärk. Auch kurze kompakte Verfahren halber bis ganzer Tag liegen im Trend.
Gute Führung mit Kommunikationskompetenz und Social Leadership
Die Lust auf Kommunikation ist und bleibt zentrale Voraussetzung für den Erfolg als Führungskraft. Gute Führungskräfte leben von der Motivation, etwas bewegen und beeinflussen zu wollen. Sie wollen entscheiden und etwas leisten. Sie gehören zu den Leistungsträgern, sind hoch qualifiziert und zugleich überdurchschnittlich engagiert, liefern hervorragende Ergebnisse, beweisen auf dem Weg dorthin Sozialkompetenz und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Der Dienstleistungsgedanke und der steigende Kundenkontakt machen die sozialen Kompetenzen der Arbeitnehmer für die Unternehmen immer mehr zur Überlebensfrage. „Ein heutiger Manager muss auch Fragen nach dem Warum beantworten können und darf nicht einfach nur Anordnungen erteilen“, sagt Führungskräftecoach Gudrun Happich. Er muss die Intelligenz seiner Mitarbeiter moderieren können. Die Anforderungen und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt sind mittlerweile so komplex, dass sie von einem Manager alleine unmöglich beherrscht werden können. Er braucht engagierte Mitdenker, die wissen worauf es ankommt und die im Sinne des Unternehmens mitwirken. Das tun Mitarbeiter aber nur, wenn sie einen Sinn erkennen, mit dem sie sich identifizieren können. Die Kunst besteht für eine moderne Führungskraft der Zukunft darin diese „Social Leadership“, wie Gudrun Happich sie nennt, als natürliches Gedankengut in die Unternehmenskultur zu etablieren. Zudem wird die so genannte „Führung in die Unsicherheit hinein“ eine gefragte Zukunftskompetenz sein.
Social Media: Kompetenz junger Mitarbeiter ausschöpfen
Social Media wirkt sich nicht nur auf die Kommunikation, sondern auch auf die Zusammenarbeit aus. „Erstmals kennt sich die jüngere Generation in einer Disziplin, die immer mehr Lebens- und Arbeitsbereiche durchdringt, besser aus als ihre Chefs“, sagt Karriere-Coach Ursula Dehler. Diese Situation ist gerade für gestandene Führungskräfte, die bislang mit Erfahrung punkten konnten, ungewohnt. Daraus resultiert oft, dass Unternehmen die Expertise der Jüngeren nicht ausschöpfen. „Jüngere wie ältere Mitarbeiter sollten die Chance nutzen, voneinander zu lernen“, rät Dehler. Beispiel Krisenprävention im Unternehmen: Hier bringen die Älteren langjährige Erfahrungen mit, wie im Krisenfall vorzugehen ist. Die jungen Leute dagegen beherrschen die Klaviatur der sozialen Medien besser. Mit ihrer Medienkompetenz identifizieren sie die relevanten Meinungsmacher in sozialen Netzwerken schneller und treten leichter mit ihnen in Kontakt. „Letztlich werden beide Stimmen im Chor gebraucht, um das Unternehmen gut aufzustellen“, so Dehler weiter.
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