Bei den ersten Gehaltsverhandlungen haben Berufsanfänger meist weniger Spielraum als erfahrene Mitarbeiter. Trotzdem müssen sie sich nicht unter Wert verkaufen. Unternehmen schätzen Bewerber, die ihre Gehaltsvorstellungen souverän vorbringen und nachvollziehbar begründen können. Lesen Sie hier, wie Sie sich optimal vorbereiten. Schon das Bewerbungsgespräch an sich stellt für die meisten Berufsanfänger eine außerordentliche Stresssituation dar. Kommt dann noch die delikate Frage nach den persönlichen Gehaltsvorstellungen, nuscheln plötzlich viele mit hochrotem Kopf, sie hätten sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Ein guter Einstieg in eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung sieht anders aus. Gerade weil Absolventen aufgrund ihrer mangelnden Berufserfahrung nur einen geringen Verhandlungsspielraum haben, müssen sie genau wissen, welches Gehalt sie fordern können und auch sollten.
Tipps für die erste Gehaltsverhandlung
Da die Gehaltsfrage während des Bewerbungsprozesses so sicher auftauchen wird, wie das Amen in der Kirche, lohnt es sich, bestens darauf vorbereitet zu sein. Die folgenden Tipps unterstützen Sie dabei.
Die Schmerzgrenze
Zunächst müssen Sie sich im Klaren darüber sein, welches Gehalt Sie mindestens benötigen, um eigenständig ins Berufsleben zu starten – mit Wohnungs-, Fahrt- und Lebenskosten. Natürlich können Sie auch bei einem geringeren Gehaltsangebot sagen, weniger sei zumindest mehr als nichts. Aber in diesem Fall kann es sich lohnen, weiter nach alternativen Stellenangeboten zu schauen, bei denen Sie bessere Chancen haben, Ihre Forderungen durchzusetzen.
Die Einflussfaktoren
Was das Unternehmen bereit ist zu zahlen, hängt von vielen Faktoren ab. Sie treten in der Verhandlung sicherer auf, wenn sie diese kennen und ihre persönliche Situation realistisch einschätzen können. Medien, Gehaltsforen im Internet, Wirtschafts- und Tarifverbände aber auch Ihr soziales Netzwerk sind gute Adressen, um zu recherchieren. Berücksichtigen Sie dabei folgende Punkte:
- Ihre (Hochschul)Ausbildung,
- stellenrelevante Praktika und andere relevante Praxiserfahrungen,
- weitere Qualifikationen wie Fremdsprachen oder IT-Kenntnisse,
- Branche, Region & Unternehmensgröße,
- Verantwortungsumfang der Stelle,
- Anzahl der Bewerber mit dem notwendigen Qualifikationsprofil,
- Anzahl der Stellengesuche
Die Passgenauigkeit
Je besser Sie auf das gesuchte Profil passen, umso stärker ist ihre Verhandlungsposition. Mit jeder Anforderung, die Sie erfüllen können, steigt Ihr Marktwert. Legen Sie sich Argumente und Beispiele zurecht, die belegen, dass genau Sie der Bewerber sind, nach dem das Unternehmen sucht. Vor allem berufliche Praktika und Zusatzqualifikationen, aber auch persönliche Erfahrungen aus Vereinsarbeit oder ehrenamtlicher Tätigkeit, können hier von Vorteil sein.
Die Konkurrenz
Ihre Position in der Gehaltsverhandlung hängt auch davon ab, wie groß die Konkurrenz ist. Bewirbt sich außer Ihnen noch eine halbe Kleinstadt auf den Job, wird das Unternehmen nicht lange fackeln und Sie bei einer überdurchschnittlichen Forderung aussortieren. Bei überhöhten Abgängerzahlen in bestimmten Studien- oder Fachbereichen, aber auch wenn verschiedene Studiengänge für die gleiche Tätigkeit qualifizieren, müssen Sie damit rechnen, dass das Unternehmen aus vielen Bewerbern wählen kann. Bewerben Sie sich darüber hinaus bei einem renommierten Großkonzern, Weltmarktführer oder einem über die Region hinaus beliebten Arbeitgeber ist Ihnen große Bewerberkonkurrenz sicher.
Der Spielraum
Haben Sie die verschiedenen Einflussfaktoren ermittelt und realistisch für Ihre Situation bewertet, sollten Sie nun wissen, was Sie maximal verlangen können. Diesen Spielraum können Sie bei der Verhandlung im Hinterkopf behalten. Experten raten aber dazu, eher ein konkretes Jahresgehalt anzugeben und keine Gehaltsspanne. Das wirkt souveräner und Sie können für sich entscheiden, wie weit Sie Ihre Forderung im Zweifelsfall noch nach unten korrigieren wollen. Auch können Sie im Vorfeld überlegen, welche geldwerten Vorteile ein zu niedriges Angebot in Ihren Augen attraktiver machen und dem Arbeitgeber diese Alternative vorschlagen.
Das Auftreten
Überlassen Sie es dem Arbeitgeber oder Personaler, das Thema Gehalt anzusprechen. Bewerber, die mit der Tür ins Haus fallen, erwecken schnell den Eindruck, es gehe ihnen in erster Linie ums Geld und nicht um die Firma und den Job. Meist kommt das Thema erst bei einem zweiten Treffen zur Sprache. Teilen Sie Ihrem Gesprächspartner Ihre Gehaltserwartungen souverän, sachlich und höflich mit. Es gibt keinen Grund, sich dabei unwohl oder unverschämt zu fühlen. Wenn Sie sich gründlich vorbereitet haben, können Sie davon ausgehen, dass Sie dem Unternehmen Ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Kompetenzen zu einem fairen Preis anbieten. Quellen: www.acces.de
Bildquelle: © Bacho – Shutterstock.com