Im Kopf des Personalers: Bessere Chancen, wenn die Chemie stimmt

In einem Bewerbungsgespräch haben nicht nur Sie Leistung zu bringen. Auch der Personaler muss seinen Job machen und dabei diversen Erwartungen gerecht werden. Wer sich in ihn hineinversetzen kann, kann die Gesprächsstimmung positiv beeinflussen und als Kandidat beste Chancen erringen. Vor einem Bewerbungsgespräch dreht sich das Gedankenkarussell ausschließlich um die eigene Person. Wer diese Gespräche mit Personalern nicht gerade im Akkord absolviert oder so abgebrüht daherkommt, wie Clint Eastwood in einem Italo-Western, kämpft in der Regel mit Nervosität und einigen Selbstzweifeln. Für Gedanken an die Gefühlswelt des Personalers ist da kein Platz. Dabei kann es für den Ausgang des Gesprächs durchaus von Vorteil sein, zu wissen, was im Kopf des Interviewers so vorgeht.

Empathie ist hilfreich für eine positive Stimmung im Gespräch

Welche Erwartungen hat der Personaler und welche Erwartungen werden an ihn gestellt? Wer sich in sein Gegenüber hineinversetzen kann, kann „die Chemie“ positiv beeinflussen. Und das kann bei Vorstellungsgesprächen entscheidend sein. Die amerikanische Soziologin Lauren Rivera begleitete hunderte von Job-Interviews und stellte dabei fest: „Der scheinbar belanglose Small Talk, der am Anfang des Gesprächs stattfindet und sich oft um Sport und Hobbys dreht, ist viel wichtiger als die meisten denken.“ Häufig gehe es nicht darum, einzelne Fragen richtig oder falsch zu beantworten, sondern um den allgemeinen Eindruck, der hängen bleibt. Die Stimmung des gesamten Gesprächs gebe dann häufig den Ausschlag.

Die Rollen des Personalers kennen

Wenn Sie also demnächst einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch haben, sollten Sie die Intentionen des Personalers kennen, um mit ihm auf einer Wellenlänge zu liegen. Denn nicht nur Sie haben während des Gesprächs eine Aufgabe zu erfüllen. Der Personaler muss im Kopf verschiedene Rollen bedienen, um zu einem guten Arbeitsergebnis zu kommen. Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor:

Vertreter des Unternehmens

Der Personaler ist nicht der Vorsitzende einer Jury, die am Ende Germanys Next Topbewerber kürt. Seine Aufgabe ist es, für seinen Arbeitgeber die besten Arbeitskräfte zu finden. Der feine Unterschied ist bedeutend. Die Intention eines Recruiters ist es nicht, Sie für Ihren überzeugenden Auftritt mit einem Job zu belohnen, sondern seinem Unternehmen zu helfen, indem er eine freie Stelle optimal besetzt. Wie ein Vertreter handelt und entscheidet er im Sinne und zum Wohle seines Unternehmens. Wer das im Hinterkopf behält, kann passende Argumente zu seinen Gunsten liefern. Anstatt in epischer Breite zu erklären, was man besonders gut kann, erläutert man, wie diese Fähigkeiten zum Unternehmen passen.

Dienstleister für Fachabteilungen

Eine Stellenbesetzung findet meist in enger Absprache mit der jeweiligen Fachabteilung statt, in der der neue Mitarbeiter arbeiten soll. Abteilungsleiter erwarten also vom Personaler, dass ihre Bedürfnisse hinsichtlich fachlicher und persönlicher Eignung des Bewerbers berücksichtigt werden. Gerade bei technisch hochkomplexen Jobs kann das eine Herausforderung für den Personaler sein, der in dieser Materie in der Regel nicht zu Hause ist. Sie können ihm helfen, indem Sie nicht versuchen, in fachchinesischem Kauderwelsch zu beeindrucken. Mit der Darstellung von konkreten Projekten, an denen Sie gearbeitet haben, können Sie Ihre technische Expertise für den Personaler verständlich unter Beweis stellen. Informieren Sie sich wenn möglich im Vorfeld des Gesprächs über die Abteilung, Vorgesetze und Strukturen, um besser argumentierten zu können, warum Sie auch persönlich ins Team passen.

Detektiv für Lebensläufe

Detektivisches Arbeiten gehört ebenfalls ins weite Aufgabenfeld des Personalers. Während Sie eindrucksvoll Ihre bisherige Karriere schildern, klopft er den Bericht gedanklich auf Schwachstellen und Widersprüche ab. Warum sind die Schulzeugnisse hervorragend, die Noten an der Uni aber nur Mittelmaß? Häufige Jobwechsel in nur 2 Jahren – was steckt dahinter? Wie kann man verhandlungssicher Englisch sprechen, wenn man nie im Ausland war? Zufrieden wird er erst sein, wenn er für alle Ungereimtheiten von Ihnen eine plausible Erklärung bekommen hat. Tun Sie ihm den Gefallen. Die Begründungen sollten Sie natürlich parat haben, damit Sie während des Gesprächs nicht in Erklärungsnöte kommen.

Verhandlungsführer in Gehaltsfragen

Das liebe Geld. Ein Thema, bei dem Bewerber regelmäßig ins Schwitzen kommen. Meist völlig grundlos. Natürlich ist ein Personaler ein versierter Verhandlungsführer, wenn es um Gehaltsfragen geht. Vom Bewerber erwartet er allerdings kein Pokerface. Ein bisschen nervöses Gestammel oder überhöhte Forderungen sind in der Regel kein Ausschlusskriterium. Die meisten Unternehmen zahlen ohnehin homogene Gehälter für vergleichbare Positionen oder Tätigkeiten, sodass der Verhandlungsspielraum nicht sehr groß ist. Allerdings wird der Personaler in Gedanken feststellen, ob Sie sich über ihren Wert für das Unternehmen Gedanken gemacht haben und sich in der Branche auskennen. Wenn Sie wissen, welche Gedanken den Personaler während des Gesprächs beschäftigen, können Sie darauf eingehen und ihm ganz ungefragt die Antworten liefern, die er braucht, um die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen. Das hat einen positiven Einfluss auf die Gesprächsatmosphäre. Man versteht sich eben.   Quelle: http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/vorstellungsgespraech-erfolg-hat-wen-der-personaler-mag/11862934-all.html


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