Aktivierung von Fachkräftepotenzialen: Frauen und Mütter. Aufgrund von steuerlichen Fehlanreizen und mangelnder Vereinbarkeit von Familie und Beruf können viele Mütter in Deutschland keine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder ihre Arbeitszeit nicht ausweiten. Die Bonner Wissenschaftler fordern neben besseren Betreuungsangeboten und einer familienfreundlichen Personalpolitik die Abschaffung von Ehegattensplitting und Minijobs.

Viele Mütter stecken in der Teilzeitfalle

Nur jede sechste deutsche Mutter mit Kindern bis 16 Jahren ist in Vollzeit erwerbstätig. Über die Hälfte der Mütter arbeitet gar nicht oder nur in geringfügiger Teilzeit. Ihr Anteil sinkt auch mit steigendem Alter des jüngsten Kindes nur unerheblich. Selbst unter Akademikerinnen liegt die Vollzeitquote bei lediglich 23 Prozent. Viele von ihnen sind in der “Teilzeitfalle” gefangen, arbeiten also weit unter ihrem Ausbildungsniveau und mit geringen beruflichen Perspektiven. Zur Mobilisierung des brachliegenden Fachkräftepotenzials von Müttern schlagen die Forscher drei zentrale Maßnahmen vor:

1. Abbau anreizfeindlicher Steuer- und Abgabenregelungen.

Dazu zählen Minijobs und Ehegattensplitting, die geringfügige Teilzeit und Nichterwerbstätigkeit nahe legen und den Aufstieg in längere Arbeitszeiten und qualifiziertere Tätigkeiten für Mütter unattraktiv machen.

2. Aufbau verlässlicher und ausreichender ganztägiger Betreuungsstrukturen.

Das ist notwendig für Kinder aller Altersgruppen ab dem zweiten Lebensjahr, also nach Ende des Elterngeldes.

3. Breitere Anwendung familienfreundlicher Personalpolitik in der Praxis.

Frauen sollten insbesondere Zugriff auf flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit und betriebliche Unterstützung bei familienbezogenen Dienstleistungen haben. „Gerade bei beruflich qualifizierten Frauen und Müttern besteht ein bei weitem nicht ausgeschöpftes Arbeitsangebot, das durchaus als arbeitsmarktnah bezeichnet werden kann. Allein durch Maßnahmen auf betrieblicher Ebene ließe sich ein Großteil dieses Potenzials auch ohne wesentliche politische Reformen kurzfristig mobilisieren“, sagt IZA-Experte Werner Eichhorst. Auf Widerstand dürfte die Abschaffung von Ehegattensplitting und Minijobs stoßen. Dabei würde eine Kombination beider Reformen die öffentlichen Haushalte nach IZA-Berechnungen um 22,6 Milliarden Euro jährlich entlasten. Bildquelle: © Kzenon – Fotolia.com

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