Elternzeit: So vermeiden Sie das Karriere-Aus

Dass Frauen mit kleinen Kindern ausschließlich die Mutterrolle übernehmen, ist gesellschaftlich noch immer fest verankert. Über ein Drittel der Mütter mit Kindern zwischen drei und fünf Jahren arbeitet nicht, auch nicht in Teilzeit. In Westdeutschland hat nur jede 4. Mutter mit Kindern von 15 Jahren und älter einen Vollzeitjob. Insgesamt sind in Deutschland 5,6 Millionen Frauen zwischen 25 und 59 Jahren nicht berufstätig. Und dass, obwohl über die Hälfte von ihnen im Besitz eines Hochschul-, Lehr- oder Berufsabschlusses ist. Kompetenzen, die beim Windeln wechseln keineswegs verloren gehen, aber seltsamerweise scheinbar an Wert verlieren.

Zu wenig Vertrauen in das „Mütterpotenzial“

Dabei soll doch vor allem das „Mütterpotenzial“ aktiviert werden, um den Fachkräftemangel in Deutschland abzuwehren. Das sieht jedenfalls das Konzept zur Fachkräftesicherung der Bundesregierung vor. Vorgesetzte, vor allem männliche, scheinen davon noch nicht überzeugt zu sein. In einer aktuellen Forsa-Umfrage unter deutschen Fach- und Führungskräften wurde gefragt, ob der Familienministerin und frisch gebackenen Mutter, Kristina Schröder, der Spagat zwischen Ministerium und Kinderzimmer gelingen wird. Immerhin mehr als die Hälfte der weiblichen Führungskräfte antwortete zuversichtlich mit „ja“. Bei deren männlichen Kollegen glauben allerdings nur ein Drittel daran, dass Frau Schröder beide Jobs ohne Beeinträchtigungen bewältigen kann. Neben der mangelnden Akzeptanz in der Gesellschaft für die Karriere-Kind-Frauen fehlt diese auch nach wie vor in den von Männern dominierten Führungsetagen.

Väter machen aus der Elternzeit eine Weiterbildung

Aber es tut sich etwas. Babypause ist längst nicht mehr Frauensache. Mittlerweile beantragt jeder vierte Vater in Deutschland Elternzeit, wenn auch meist nur für zwei Monate. Anders als bei Frauen, die ihren Arbeitsplatz für mindestens sechs bis zwölf Monate wenn nicht gar länger verlassen, ist die berufliche Karriere der Väter bei einer zweimonatigen Auszeit nicht in Gefahr. Im Gegenteil: Viele sehen Elternzeit als eine Art Weiterbildung, die vor allem Führungskräften neue Blickwinkel eröffnet. Frauen haben es da vergleichsweise schwerer, denn sobald sie von den glücklichen Umständen berichten, laufen in Chefköpfen die gleichen Denkmuster ab: „schwanger – Kind – weg – Ersatz“. Nicht selten wird dann versucht, der Arbeitnehmerin mit einer Abfindung den Arbeitsplatz abzukaufen.

Tipps für den erfolgreichen Wiedereinstieg

Frauen, die mit einem Kind ihre Karriere nicht aufgeben wollen, müssen rechtzeitig aktiv werden. Denn nur wer eine gehörige Portion Eigeninitiative an den Tag legt, gerät nicht in Vergessenheit. Hier unsere Tipps:

Im Voraus planen

Auch wenn es nach den Strapazen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, und dem stressigen Berufsalltag verlockend ist: Lassen Sie die Elternzeit nicht einfach auf sich zukommen, um irgendwann einmal zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Machen Sie sich bereits während der Schwangerschaft Gedanken darüber, wann und für wie viele Stunden Sie Ihrem Arbeitgeber nach der Geburt wieder zu Verfügung stehen wollen.

Die richtige Informationspolitik

Ihr Chef sollte immer als erster von der Schwangerschaft erfahren. Erfährt er/sie erst in der brodelnden Gerüchteküche von Ihrem Glück, ist das keine gute Basis für ein Gespräch über Ihre Zukunft im Unternehmen. Im Idealfall findet das Gespräch in entspannter Atmosphäre und nicht zwischen Tür und Angel statt. Bitten Sie Ihren Vorgesetzten um einen Termin, damit er auch wirklich Zeit für Sie hat. sprechen Sie auch hier schon an, dass Sie nach der Elternzeit wieder an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren möchten. Nach dem Gespräch mit dem Chef, sollten Sie die restlichen Kollegen gleichzeitig – zum Beispiel nach einem Meeting – über Ihre Schwangerschaft informieren.

Come Back schon vor dem Abschied planen

Sprechen Sie rechtzeitig mit Ihrem Arbeitgeber über Ihre Rückkehr nach der Babypause und machen Sie möglichst konkrete Vorschläge zu einem Arbeitsmodell, dass auf Ihre Situation zugeschnitten ist und im Unternehmen umgesetzt werden kann. Vielleicht ist es möglich, einen Teil Ihrer Arbeitszeit im Home-Office zu verbringen. Nennen Sie Aufgabenbereiche oder Projekte, die Sie so übernehmen können. Je konkreter Ihre Pläne, desto größer die Chance, sie umzusetzen. Halten Sie die Absprachen schriftlich fest.

Kinderbetreuung rechtzeitig organisieren

Beginnen Sie frühzeitig damit, die Alternativen für die Kinderbetreuung zu sondieren. Gerade Krippen haben oft ellenlange Wartelisten. Elterninitiativen und Tagesmütter müssen Sie kennenlernen, um zu entscheiden, ob Ihr Kind hier gut aufgehoben ist. Denn nur wenn das der Fall ist, können Sie auch mit ganzer Kraft arbeiten.

Know-How nicht veralten lassen

Stellen Sie sicher, dass Sie trotz Baby-Pause nicht den Anschluss verlieren. Über fachliche und organisatorische Veränderungen sollten Sie ebenso informiert sein, wie über neue Entwicklungen in der Branche. Lassen Sie sich in den abteilungsinternen E-Mail-Verteiler aufnehmen und lesen Sie regelmäßig relevante Newsletter. Signalisieren Sie Ihrem Vorgesetzten, dass Sie die Babypause auch für Weiterbildungen nutzen möchten. Sie finden sich nach der Pause wieder leichter im Arbeitsalltag zurecht, wenn Sie fachlich auf dem aktuellen Stand sind. Außerdem stellen Sie damit Ihr Engagement und den Willen unter Beweis, auch mit Kind beruflich erfolgreich zu bleiben. Eine gute Möglichkeit, den Anschluss nicht zu verlieren, sind übrigens auch Urlaubsvertretungen und Aushilfen bei anderen personellen Engpässen. Kollegen und Vorgesetzte werden Ihnen diese flexible Unterstützung danken. Bis zu 30 Stunden pro Woche können Sie während der Elternzeit problemlos arbeiten. Ihr Verdienst wird dann vom Elterngeld abgezogen.

Netzwerk pflegen

Ein gutes Netzwerk ist wichtig für die Karriere. Aber es funktioniert nur, wenn Sie Ihre Kontakte regelmäßig pflegen – auch und vor allem wenn Sie längere Zeit nicht am Arbeitsplatz sind und somit die beruflichen Gründe fehlen, sich bei dem einen oder anderen zu melden. Doch auch wenn Sie mit Windelgrößen und Kinderkrankheiten kein Interesse wecken, so können Sie sich doch selbst an aktuellen Entwicklungen interessiert zeigen und so mit Kunden, Partnern und Kollegen im Austausch bleiben. Statten Sie Ihrer Firma ab und zu einen Besuch ab. Lassen Sie sich auf Festivitäten wie Betriebsausflügen, Sommerfest oder Weihnachtsfeier sehen. So geraten Sie garantiert nicht in Vergessenheit.


(Quellen: Zeit online, Spiegel online, haufe.de)

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