Wer sich auf dem Arbeitsmarkt umsieht, hat in der Regel einen längeren Orientierungsprozess hinter sich. Gastautor Dr. Benedikt Jürgens beschreibt hier, wie Sie den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung in die Tat umsetzen. Möglicherweise haben Sie sich bewusst für eine Veränderung entschieden und streben eine Weiterentwicklung aus eigenem Antrieb an. Sie wünschen mehr Verantwortung, eine Spezialisierung oder eine Erweiterung des Aufgabenbereichs, bessere Verdienstmöglichkeiten, den nächsten Karriereschritt. Oder Sie möchten sich aufgrund von Entwicklungen bei ihrem Arbeitgeber neu orientieren: Verschlechterung der Auftrags- und Ertragssituation, organisatorische Veränderungen, Anpassungen des Aufgabenbereichs, Spannungen mit dem Vorgesetzten oder im Team.
Ausgangslage beim Wunsch nach beruflicher Veränderung betrachten
Ob Sie sich freiwillig eine neue Aufgabe suchen oder sich zwangsläufig beruflich verändern müssen, hat in der Regel Konsequenzen für den Bewerbungsprozess. Im Vorteil sind diejenigen, die eine Veränderung aus freien Stücken angehen können. Sie sind selbstbewusster und souveräner und können so besser überzeugen. Deshalb ist es sinnvoll, sich immer wieder die Frage zu stellen, ob Sie mit Ihrer beruflichen Aufgabe zufrieden sind, ob Ihre Erwartungen erfüllt werden, ob Sie Ihre Fähigkeiten optimal einbringen können – unabhängig von der aktuellen Situation des derzeitigen Arbeitgebers.
Berufliche Weiterentwicklung im Unternehmen
In der Regel können und sollen im Rahmen einer unternehmensinternen Personalentwicklung solche Themen mit dem Vorgesetzten besprochen und Optimierungsmöglichkeiten gesucht werden. Gute Arbeitgeber und Vorgesetzte wissen, dass hohe Leistungen auf Dauer nur erbracht werden können, wenn die Erwartungen des Arbeitgebers an die berufliche Rolle und die Wünsche und Ziele des Mitarbeiters möglichst weit übereinstimmen. Deshalb sind in den meisten Fällen für beide Seiten – Mitarbeiter und Unternehmen – Lösungen erstrebenswert, bei denen sich der Mitarbeiter unternehmensintern weiterentwickeln kann. Dabei muss es sich nicht notwendig um Maximallösungen handeln. Oft helfen im ersten Schritt auch schon kleine Veränderungen und Anpassungen, wenn eine „große Lösung“ nicht sofort oder in vollem Umfang möglich ist.
Ursache der Unzufriedenheit ist entscheidend für berufliche Um- oder Neuorientierung
Wenn Ihre persönlichen Wünsche jedoch auf Dauer nicht erfüllt werden können und sich Unzufriedenheit einstellt, sollten Sie sich Gedanken über einen grundsätzlichen Wechsel machen. Wenn der Reflexionsprozess schon im Rahmen der internen Personalentwicklung in Gang gekommen ist, wissen Sie in der Regel schon, was Ihre Unzufriedenheit auslöst. Auf jeden Fall ist die Frage nach dem Grund für die Unzufriedenheit der Ausgangspunkt für die Suche nach einer Alternative: Ist es die Aufgabenstellung? Ist es der Chef? Das Team? Das Unternehmen? Das Gehalt? Die Antwort auf diese Frage stellt Weichen für die weitere Suche.
Wechsel in der bisherigen Branche und im gewählten Beruf
Wenn eine interne Lösung nicht realisiert werden kann, liegt ein Wechsel innerhalb der bisherigen Branche und im gewählten Beruf nahe. Vielleicht kann ein anderer Arbeitgeber die Wünsche erfüllen. Es empfiehlt sich dann, in einem ersten Schritt eine möglichst vollständige Liste aller in Frage kommenden Unternehmen und der relevanten Ansprechpartner zu erstellen. Wenn der Markt nicht allzu eng ist, können bei der Zusammenstellung der gewünschten Unternehmen auch regionale Aspekte berücksichtigt werden: Möchten Sie Ihren bisherigen Lebensmittelpunkt beibehalten oder kommt auch ein Ortswechsel in Frage? Über die ausgewählten Unternehmen sollten dann alle möglichen Informationen gesammelt und gesichtet werden. Was zeichnet das jeweilige Unternehmen aus? Was sind seine Stärken? Was kann es Ihnen bieten? Auf diese Art und Weise ergibt sich ein Ranking der für Sie am besten passenden Arbeitgeber. Möglicherweise finden sich bei der Recherche auf der Unternehmenshomepage oder in den einschlägigen Stellenbörsen bereits passende Stellenangebote. Auf die sollten Sie sich dann direkt bewerben. Wenn nichts Passendes ausgeschrieben ist, können Sie sich mit einer überzeugenden Initiativbewerbung an das Wunschunternehmen wenden.
Wechsel in eine andere Branche oder ein anderes Berufsfeld
Sollte die Unzufriedenheit mit der bisherigen Aufgabenstellung zusammenhängen, empfiehlt sich eine sorgsame Bestandsaufnahme. Was genau gefällt Ihnen nicht (mehr)? Fühlen Sie sich über- oder unterfordert? Möchten Sie mehr in die Breite oder in die Tiefe gehen? Stellen sich bei Ihnen ganz andere Ideen ein? Gibt es einen Traumberuf, den Sie nicht verwirklicht haben, weil Sie z.B. den Wunschberuf der Eltern eingeschlagen haben und an den Sie dennoch immer wieder denken? Gibt es Möglichkeiten, den nicht verwirklichten Traum nachträglich doch noch zu verwirklichen oder eine Aufgabenstellung zu finden, die diesem Traum näher kommt als der bisherige Tätigkeitsbereich? Auch hier ist es ratsam, nach einem Brainstorming der idealen Tätigkeiten Listen von Unternehmen zusammenzustellen, die entsprechende Aufgabenstellungen anbieten und sie systematisch zu kontaktieren. Solche Überlegungen sind sehr grundsätzlicher Natur und durchaus risikobehaftet. Es ist jedoch auch riskant, an einem Job zu kleben, unter dem Sie dauerhaft leiden. Deshalb ist ein Wechsel in diesem Fall ratsam. Allerdings sollte er sorgfältig geplant und vorbereitet werden.
Über den Autor Als Geschäftsführer der PEAG HR GmbH ist Dr. Benedikt Jürgens für das Personalberatungsangebot der PEAG Unternehmensgruppe verantwortlich. PEAG HR berät Unternehmen in Fragen des Personalmarketings und der Personalauswahl, der Personal- und Managemententwicklung und des Trennungsmanagements. Bildquelle: PEAG HR GmbH