Wer ist gefährdet?
Aus chronischer Erschöpfung kann Burnout werden, die Krankheit der Engagierten und Leistungsstarken, und zwar in jeder Branche. Ob Manager, Krankenschwester oder Sportler – sie alle können ausbrennen. Vor allem diejenigen, die sich in ihrem Job übermäßig engagieren sind gefährdet. Typisch ist auch das hohe Anspruchsniveau an sich selbst und die Arbeit. Burnout-Gefährdete definieren ihr Selbstwertgefühl fast nur über Leistung. Lebensregeln wie „Sei perfekt!“, „Sei stark!“ und „Streng dich an!“ begleiten sie täglich. Viele Arbeitnehmer sind in psychischen Krisen oft auf sich allein gestellt und sollten sich daher über die Risiken des Burnout-Syndroms informieren, um möglichst früh gegensteuern zu können.
Burnoutphasen: Müde, gereizt, depressiv
Woran zeigt sich also, dass man betroffen ist oder sich auf dem Weg dahin befindet? Marisa Middleton und der Diplom-Psychologe Niels van Quaquebeke, Mitglieder der RespectResearchGroup,erklären es uns: Die Anfangsphase eines Burnouts haben viele aufgrund von beruflichem Stress schon einmal erlebt. Die Krankheit entwickelt sich jedoch nicht von heute auf morgen, sondern schleichend über Jahre hinweg, oft begleitet von psychosomatischen Störungen. Hierzu gehören zum Beispiel Herzbeschwerden, Magen-Darm-Beschwerden oder Kopfschmerzen, bei denen auch nach sorgfältiger ärztlicher Abklärung keine körperliche Ursache gefunden werden kann. Phase 1: Emotionale Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich frustriert und ausgelaugt. Sie sind chronisch müde und verlieren die Fähigkeit, in ihrer Freizeit zu regenerieren. Der Schwung für einen neuen Arbeitstag nimmt ab. Phase 2: Depersonalisation. Betroffene sind schnell gereizt und entwickeln eine Gleichgültigkeit in Beruf und Privatleben. Sie sind gefühllos gegenüber Kollegen und Freunden. Sie vermeiden Kontakt, um sich Emotionen so wenig wie möglich auszusetzen. Die Eigeninitiative geht zurück. Spätestens, wenn ständiges Fehlen und passives Verhalten im Job auffällig werden, sollte Kontakt zum Arzt oder Therapeuten aufgenommen werden, um einen längeren Arbeitsausfall zu vermeiden. Phase 3: Leistungseinschränkung. Betroffene haben das Gefühl, nicht mehr kompetent und effizient zu sein – am Ende leisten sie tatsächlich immer weniger. Sie verlieren an Selbstvertrauen, bekommen eine negatives Selbstbild, teilweise treten Selbstmordgedanken auf. Meist nehmen Außenstehende erst jetzt den Zustand ihrer Mitarbeiter oder Familienangehörigen wahr. Häufig ist ab jetzt ein langfristiger Rückzug von der Arbeit nicht mehr vermeidbar.
Was können Sie tun, wenn Sie anfängliche Zeichen eines Burnouts bei sich bemerken?
Gezielt entspannen. Gönnen Sie sich Auszeiten. Gehen Sie spazieren, hören Sie Musik, meditieren Sie ein paar Minuten – Möglichkeiten gibt es viele. Wichtig ist, sich in diesen Momenten von nichts ablenken zu lassen und sich ganz auf die Entspannung zu konzentrieren. Nicht erreichbar sein. Das bewusste Abschalten des Handys während der Arbeitspausen hilft. Allein das Gefühl, wieder Raum für die eigenen Bedürfnisse zu haben und nicht jederzeit erreichbar zu sein, entspannt. Regelmäßige Bewegung. Sport kann Stress abbauen. Doch gilt hier Vorsicht: keine exzessiven Sportarten, die das Leistungs-Muster wieder anheizen! Bewusste Ernährung. Nur wer sich Zeit nimmt, kann seine Mahlzeiten genießen. Essen Sie deshalb langsam und bewusst, kauen Sie Bissen für Bissen – ganz intensiv. Achten Sie auf eine vitaminreiche Ernährung. Ausreichend Schlaf. Schlaf vor Mitternacht ist noch immer der gesündeste. Schlafrituale wie ruhige Musik, Hörspiele oder eine nette Bettlektüre helfen beim Einschlafen. Realistische Terminplanung. Gerade dann, wenn Termin-Hektik auftritt: Einfach mal einen halben Tag oder einen Abend frei lassen. Halten die Symptome jedoch weiterhin an, sollten Sie in jedem Fall professionelle Hilfe einholen. Bildquelle: © shoot4u – Fotolia.com