Kinderbetreuung: Unternehmen machen es vor
Noch sieben Monate bleiben Familienministerin Kristina Schröder Zeit, ihr Versprechen in die Tat umzusetzen. Ab August 2013 muss es für jedes Kind unter drei Jahren bei Bedarf einen Betreuungsplatz in Krippe, Kita oder bei einer Tagesmutter geben. Nach Angaben von Spiegel Online fehlen bis dahin noch rund 160.000 Plätze. Viel zu tun, für Bund und Länder. Während diese beim Ausbau der Kinderbetreuung noch über die Kosten diskutieren, machen viele Unternehmen bereits Nägel mit Köpfen. Vor allem Arbeitnehmer in deutschen Dax-Konzernen, können sich in diesem Jahr über zunehmende Unterstützung bei der Betreuung ihrer Kinder freuen. Einige Börsenriesen greifen den Eltern finanziell unter die Arme, andere bieten mehr und mehr eigene oder externe Kitaplätze an, wie laut haufe.de eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei Dax-Konzernen ergab.
Kindergeld vom Chef
Mit bis zu 500 Euro monatlich pro Kind unterstützt Siemens seine Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung. Seit zwei Jahren gilt das Angebot, jetzt wurde es vom Vorstand verlängert. Die Nachfrage ist groß: Im vergangenen Jahr gingen Unternehmensangaben zufolge rund 13.000 Anträge auf den Zuschuss ein. Damit will der Konzern Eltern dazu ermuntern, nach der Geburt eines Kindes möglichst schnell wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Ähnlich praktiziert es die Deutsche Börse: Mitarbeiter bekommen monatlich bis zu 255 Euro bis zur Einschulung des Kindes. 2011 kam so Unternehmensangaben zufolge eine Gesamtsumme von mehr als einer halben Million Euro zusammen. Auch Plätze in einer Kita hat das Unternehmen reserviert.
Banken zahlen Kita-Zuschuss
Bereits seit Mitte der neunziger Jahre bietet die Commerzbank ihren Mitarbeitern in Abhängigkeit von deren finanziellen Lage eine Beihilfe für die Kinderbetreuung. Bis zu 150 Euro monatlich werden für bis zu 14-jährige Söhne und Töchter der Angestellten gezahlt. Darüber hinaus bietet die Bank auch Kitaplätze für Kinder bis zu drei Jahren an – derzeit sind es rund 300. Auch die Deutsche Bank stellt rund 300 Plätze in externen Krippen und Kitas zur Verfügung – wenn auch ohne finanziellen Zuschuss. Bei der Allianz entscheiden die einzelnen Gesellschaften von Europas größtem Versicherer selbst, was sie ihren Mitarbeitern anbieten. Bei manchen besteht Anspruch auf einen Zuschuss, wenn kein Platz in einer Allianz Kinderkrippe mehr frei ist.
Betriebskitas überall hoch im Kurs
In der Automobilindustrie setzen die Unternehmen vornehmlich auf Krippenplätze. Bei Daimler gibt es derzeit 470 Betreuungsplätze an elf Standorten in Deutschland, bis 2014 sollen noch weiter 100 hinzukommen. Volkswagen unterstützt die Mitarbeiter ebenfalls mit Betreuungsplätzen, teils in eigener Regie, aber auch zusammen mit kommunalen Trägern. Beim Autozulieferer und Reifenhersteller Continental stehen am Standort Hannover pro Jahr 20 Betreuungsplätze für die Kinder der Mitarbeiter zur Verfügung. Ein Ausbau um rund 50 weitere Plätze ist geplant. Auch bei Henkel in Düsseldorf wird ausgebaut: Der Waschmittelriese bietet für Kinder in Betriebskindergärten rund 160 Plätze an, ab Sommer 2013 sollen es 240 werden. Beim Chemie- und Pharmakonzern Bayer stehen 450 Kita-Plätze bereit. Geplant ist am Firmensitz in Leverkusen zudem eine neue Kita für sechs Millionen Euro. Mit flexiblen Arbeitszeiten und Zuschüssen für die Ferienbetreuung von bis zu 100 Euro in der Woche unterstützt man hier junge Familien zusätzlich.
Unterstützung bei der Suche nach geeigneter Betreuung
Der weltgrößte Logistikkonzern Deutsche Post hat im Herbst vergangenen Jahres die Zahl seiner Kinderbetreuungsplätze in Bonn auf knapp 150 verdoppelt. Mit Familienfreundlichkeit will der Konzern nach eigenen Angaben Fach- und Führungskräfte langfristig an sich binden. Die Lufthansa stellt ihren Mitarbeitern rund 50 feste Plätze in Kindertagesstätten zur Verfügung, bald sollen noch 20 Plätze dazukommen. Zudem vermittelt die größte deutsche Airline nach eigenen Schätzungen jährlich rund 600 Plätze in privaten Tagesstätten. Der Softwareriese SAP setzt neben mehr als 200 Betreuungsplätzen unter anderem auf eine Tagesmutter-Datenbank, über die Mitarbeiter die Tagesmütter ihrer Kinder weiterempfehlen können.
Quellen: dpa, haufe.de, Spiegel online Bildquelle: © contrastwerkstatt – Fotolia.com