Frauen könnten in Deutschland vom demografischen Wandel profitieren

Frauen sind gut qualifiziert und sind in vielen Fällen doch nicht mehr als eine Reserve für den Arbeitsmarkt. „Eine Reservebank können wir uns am Arbeitsmarkt aber nicht leisten. Fachkräfte werden bereits heute händeringend gesucht, offene Stellen können nicht besetzt werden – auch in klassischen Frauenberufen, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen“, sagt Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit. Er ist sich aber optimistisch, dass sich die Situation für Frauen bessern wird. „Frauen haben einen starken Verbündeten, den demografischen Wandel. Wir werden älter und weniger. Die Arbeit bleibt, aber die Arbeitskräfte gehen aus. Umso dringender müssen wir den Blick auf diejenigen richten, die bisher zum Teil am Rande des Arbeitsmarktes standen“, meint Alt.

Viele Alleinerziehende bekommen Kind und Karriere nicht unter einen Hut

Am Rande des Arbeitsmarktes sind zum Beispiel gut qualifizierte und motivierte Frauen, die gerne arbeiten würden, aber denen wegen familiärer Rahmenbedingungen der Zugang in die Arbeitsgesellschaft bislang nicht möglich war. Über 60 Prozent der arbeitslosen Frauen kommen aus dem Einzelhandel, aus Gesundheits- und Pflegeberufen oder aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Berufe mit Arbeitszeiten, die klassische Kinderbetreuungszeiten nicht abdecken. Daher haben es gerade Alleinerziehende schwer. „Deutschland macht es Alleinerziehenden bislang leider nicht einfach zu arbeiten. Zumindest nicht in Vollzeit. Die Betreuungsangebote wurden und werden zwar ausgebaut, entsprechen in ihrer Gestaltung aber nicht dem Stand des 21. Jahrhunderts. Hier muss deutlich mehr getan werden, sonst wird sich an der Situation arbeitsuchender junger Mütter nichts ändern“, so Alt.

Vorurteile bei Personalverantwortlichen müssen abgebaut werden

Neben den Kinderbetreuungsangeboten sind in der Wirtschaft aber auch kluge Modelle und Ideen gefragt, um Beruf und Familie zu verbinden. Hier müssen die Unternehmen tätig werden. Langfristig denkende Personalverantwortliche haben längst die Zeichen der Zeit erkannt und investieren in familienfreundliche und familienbewusste Arbeitsbedingungen, bieten verstärkt Teilzeitausbildungen an oder richten Betriebskindergärten ein. „Gespräche mit jungen Frauen zeigen mir aber auch, dass immer noch zu viele Vorurteile da sind, wenn sich Vorstellungsgespräche zu 90 Prozent nur um das Kind drehen. Der Wandel in den Köpfen hat eingesetzt, muss sich aber fortsetzen“, sagt Heinrich Alt. Bildquelle:  © damato – Fotolia.com

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