Kennen Sie „Mr. ASAP“?
Dieser Typus Chef hat die unangenehme Angewohnheit, wenig selbst zu machen, dafür aber umso mehr auf den Schultern seiner Gefolgschaft abzuladen. Er ist ein Meister im barschen Delegieren, um so mit möglichst geringem Aufwand seine Ziele zu erreichen. Dieser Chef setzt extrem hohe Leistungsstandards an die Mitarbeiter, gibt ihnen aber gleichzeitig das Gefühl, seinen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Im direkten Gespräch überrumpelt er gern mit überzogenen Forderungen und Erwartungen. Geschickt mogelt er dem Mitarbeiter Schuldgefühle unter und drängt ihn durch sein bestimmendes Auftreten von Beginn an in die unterlegene Position. „Bitte“ und „danke“ sucht man meist vergebens in seinen Emails, dafür findet man die Aufforderung „asap!“ (as soon as possible) in geradezu inflationärer Häufigkeit. Die Folge sind Mitarbeiter, die sich nicht mehr frei mit ihren eigenen Fähigkeiten und Ansichten im Job einbringen, sondern permanent unter dem Druck arbeiten, ja nur alles zur Zufriedenheit des Horror-Chefs zu erledigen. Kreativität weicht Dienstbeflissenheit und offene Diskussionen auf Augenhöhe werden von der Agenda gestrichen. Könnten Sie sich vorstellen, auf Dauer so zu arbeiten? Dann müssen Sie beneidenswert genügsam sein in Bezug auf die Wertschätzung Ihrer Leistungen und zudem Arbeitskleidung aus feinstem Superhelden-Stoff tragen, an der Dauerkritik einfach abprallt und die dem enormen Druck standhält. Für alle, die nicht so formidabel ausgerüstet sind, haben wir einige hilfreiche Tipps im Umgang mit „Mr. ASAP“.
Arrangieren und trotzdem Grenzen setzen
Eines noch vorweg: Auch wenn diese Pille bitter zu schlucken ist, Ihr Chef ist Ihr Chef. Und als solcher ist er eine Schlüsselfigur, wenn es darum geht, wie Ihre Leistungen im Unternehmen wahrgenommen werden. Außerdem können Sie davon ausgehen, dass er die Position nicht grundlos innehat. Auch wenn aus Ihrer Sicht Fach- und Führungskompetenz nicht ausschlaggebend gewesen sein konnten, so pflegt Ihr Chef vielleicht gute Kontakte zu wichtigen Kunden oder gilt als Spezialist für ein bedeutendes Unternehmensthema. Einen personellen Wechsel auf dem Posten zu bewirken, wird genauso unwahrscheinlich sein wie die Vorstellung, dass sich der fordernde „Mr. ASAP“ in einen motivierenden „Mr. Welldone-Thankyou“ verwandelt. In gewissem Rahmen werden Sie sich also mit den Macken Ihres Chefs arrangieren müssen. Alles sollten Sie ihm trotzdem nicht durchgehen lassen. In bestimmten Bereichen dürfen Sie gern Grenzen setzen:
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Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
Der Erfolg eines Projektes, eines Teams oder gar des ganzen Unternehmens lastet nicht allein auf Ihren Schultern, auch wenn der Chef subtil versucht, Ihnen das weiszumachen. Damit will er nur Druck aufbauen, um die Aufgabe möglichst schnell erledigt zu wissen.
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Nehmen Sie sich Zeit für Entscheidungen!
Wenn Sie sich durch kurzfristige Arbeitsanweisungen oder Entscheidungen überrumpelt fühlen, verlangen Sie sachlich und höflich nach mehr Zeit. „Ich gebe Ihnen noch heute Bescheid, bis wann ich die Aufgabe erledigen kann.“
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Fordern Sie Eigenaktivität ein!
Ihr Chef delegiert gerne, aber Sie sind der Meinung, in manchen Dingen kann er unterstützend mithelfen? Dann bitten Sie ihn darum, z.B. wichtige Informationen zu liefern, Inhalte und Zuständigkeiten festzulegen mit dem Hinweis, dass durch seine Unterstützung die Aufgabe effektiver erledigt werden kann.
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Lernen Sie, nein zu sagen!
Sie müssen sich nicht alles aufladen lassen. Vor allem keine Aufgaben, die nicht in Ihren Bereich fallen. Verweisen Sie in dem Fall höflich auf die zuständigen Kollegen.
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Lassen Sie Ihren Chef Prioritäten setzen!
Sie sind noch nicht einmal mit den ersten fünf wichtigen Aufgaben fertig, da werden schon die nächsten zehn an Sie delegiert – und natürlich wie immer „asap“. Skizzieren Sie Ihrem Chef kurz, was momentan alles auf Ihrer To-Do-Liste steht und bitten Sie ihn darum, die Aufgaben zu priorisieren.
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Fordern Sie sein Feedback ein!
Mitarbeiter durch Lob und Anerkennung zu motivieren, gehört nicht zu den Kernkompetenzen Ihres Chefs? Ein persönliches Lob lässt sich nicht erzwingen, aber Sie können sehr wohl um Rückmeldung zu Ihrer Arbeit bitten, um zu wissen, was beim nächsten Mal optimiert werden kann. Übrigens: In ihrer Studie “The Lessons of Experience: How Successful Executives Develop on the Job” haben Morgan McCall, Mike Lombardo und Ann Morrisson herausgefunden, dass ein schlechter Vorgesetzter eine der wichtigsten Weichenstellungen für künftige Führungspersönlichkeiten ist. Denn durch die negativen Erfahrungen mit einem Vorgesetzten sind diese Menschen in der Lage, das Führungsverhalten zu identifizieren, das sie auf keinen Fall selbst an den Tag legen wollen.
Quellen: Harvard Business Manager Bildquelle: © Termindruck – fotolia.com